Gerne nimmt die Pioneer-Crew die Einladung an, auf Wakara den lang ersehnten Landurlaub zu verbringen. Nach einigen geruhsamen Tagen stellt sich allerdings heraus, dass die Wakaraner ein großes Problem haben, das sie alleine nicht lösen können. Deshalb bitten sie Sanderson und seine Leute um Hilfe.
Gefragt ist die Mitwirkung des Bordarztes und Ko’Shasi zögert natürlich keinen Augenblick, sondern sagt sofort zu, ihren Gastgebern behilflich zu sein. Zusammen mit einem wakaranischen Kollegen begibt er sich auf den Planeten, um Untersuchungen anzustellen. Plötzlich verschwinden die beiden Doktoren und ihre Begleiter spurlos.
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Leseprobe
Etwas atemlos stand er da, das blutige Messer noch in der Hand. Tulsa blickte auf die am Boden liegende Gestalt und ein Gefühl tiefer Befriedigung bemächtigte sich seiner. Endlich würde er des Nachts wieder ruhig schlafen können!
Seit sie vor etwas mehr als einem Jahr von Kindu fliehen konnten, hatten sie zunächst ihr auf Romdur deponiertes Vermögen an sich gebracht. Lorans Wut und Hass auf Topaz war ihr ständiger Begleiter, auch wenn er sich darum bemühte, seine Gefühlsausbrüche möglichst im Zaum zu halten. Selbstverständlich war auch Tulsa wütend darüber, dass ihrem Treiben auf Kindu ein so jähes und unrühmliches Ende beschert worden war. Allerdings verflog dieser Zorn ganz schnell. Er war sich sehr wohl im Klaren darüber, dass sie selber die letzten Geschehnisse auf diesem Mond geradezu provoziert hatten. Tulsa schloss mit diesem Kapitel ab und überlegte, was sie als Nächstes unternehmen könnten. Er hielt stets die Augen offen nach neuen gewinnbringenden Gelegenheiten, wohingegen Loran sich vorwiegend mit seinen Rachegelüsten beschäftigte. In Gedanken spielte er immer neue Szenarien durch, in denen er Topaz zu Tode quälte. Diese Gedankenspiele führten unweigerlich dazu, dass er des Öfteren die Beherrschung verlor. Tulsa blieb trotzdem bei ihm, denn schließlich hatten sie viel miteinander erlebt. Er versuchte um dieser Zeiten willen, Loran zur Vernunft zu bringen. Aber vergebens! Wie ein Süchtiger, der hinter der nächsten Dosis Drogen her war, bestand Loran darauf, Topaz zu jagen. Das Schlimmste waren seine Wutanfälle, während derer er Topaz wüst beschimpfte, wahllos um sich schlug und alles zertrümmerte, was er in die Hände bekam. Seine Augen hatten in diesen Momenten einen irren, geistesabwesenden Ausdruck. Tulsas letzter Rest von Liebe zu diesem Mann war längst erloschen und er wartete nur noch auf den passenden Moment, um sich von ihm zu trennen.
Irgendwann begann Loran damit, völlig sinnlos Leute zu töten. Als er seinem Freund gestand, dass er sich jedes Mal vorstellte, Topaz vor sich zu haben, wenn er jemanden umbrachte, wusste Tulsa, dass er nicht länger zögern durfte. Loran steuerte immer mehr auf den Abgrund zu und würde ihn mitreißen, wenn er nichts unternahm. Eines Tages würde Loran vermutlich völlig die Kontrolle über sich verlieren und dann nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können. Tulsa hatte einige von Lorans Opfern gesehen. Sie waren regelrecht massakriert worden. Er hatte nicht die Absicht, genauso zu enden. Fortan blieb er an Bord ihres kleinen Raumers, während Loran sich in irgendwelchen Spelunken herumtrieb. Bei diesen Aufenthalten hatte Tulsa dann endlich die Muße, um gründlich über sein weiteres Vorgehen nachzudenken.
Eines Tages kam Loran ganz aufgeregt zurück an Bord und verlangte den sofortigen Abflug nach Turanu. Ein fahrender Händler hatte ihm in weinseliger Stimmung erzählt, dass die Pioneer länger auf diesem Planeten verweilen wollte. Tulsa nickte nur stumm, startete die Maschinen und setzte Kurs. Zwei Tage später steuerte er unter dem Vorwand, dringend etwas Bewegung zu benötigen, einen unbewohnten Planeten an. Damit forderte er zwar Lorans Widerspruch heraus, aber Tulsa schaffte es, seinen Gefährten davon zu überzeugen, dass sie schon noch rechtzeitig am Ziel eintreffen würden. Nach der Landung verließen sie den Raumgleiter und schlenderten zu einem kleinen Wäldchen hinüber. Loran erinnerte das natürlich unwillkürlich an ihren ersten Aufenthalt auf Kindu, wodurch die stetig brennende Flamme des Hasses in ihm wieder hell aufloderte. Er achtete nicht mehr auf seinen Gefährten, sondern beschimpfte und beleidigte Topaz, als würde sie leibhaftig vor ihm stehen. Loran war wieder einmal abgetaucht in eine Welt, zu der nur er Zugang hatte. »Jetzt oder nie!«, schoss es Tulsa durch den Kopf und er griff Loran an. Dieser wurde durch die Attacke abrupt aus seiner Scheinwelt geholt und noch bevor er realisierte, was geschah, hatte sein Gefährte ihm das Messer in den Leib gerammt.
Tulsa bückte sich und wischte die Klinge an Lorans Kleidung ab, dann ging er schnurstracks zu dem kleinen schmucken Schiff, das nun ihm allein gehörte. »Und das gesamte Vermögen auch«, dachte er grinsend. Der Handori ließ sich in den Pilotensitz fallen und startete die Maschine. Von draußen hörte er krächzende Geräusche. Neugierig schaute Tulsa durch die Scheibe und sah am Himmel große Raubvögel, die in Richtung des Wäldchens flogen. »Werden wohl Aasfresser sein«, überlegte Tulsa. Neugierig schnappte er sich das Fernglas und schaute hinüber zum Wäldchen. Zufrieden stellte er fest, dass sich die Raubtiere dieser Welt bereits zum Festmahl versammelten.