Mitten in der Nacht erwacht Topaz und kann sich zunächst keinen Reim darauf machen, was sie da eigentlich geweckt hat. Einige Zeit später hat sie einige rätselhafte Erscheinungen, deren Ursprung allerdings nicht zu ermitteln ist.
Dann aber erreicht ein telepathischer Hilferuf Elins die Handori. Das friedliche Volk der Amalaner wurde brutal überfallen und versklavt. Selbstverständlich ist es gar keine Frage, dass Topaz und die Crew der Pioneer den Amalanern helfen, sich von ihren Peinigern zu befreien. Aber nicht nur die Piratenbande ist ein gefährlicher Gegner. Wie immer in solchen Fällen gibt es Kollaborateure, unter ihnen ausgerechnet auch Elins Schwester Jora. Mit ihren immens starken telepathischen Kräften wird sie zur gefährlichsten Gegnerin der Befreier.
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Leseprobe
Zwischen den beiden Männern an Bord des kleinen Raumgleiters herrschte betretenes Schweigen. Ab und zu sah einer den anderen verstohlen unter halb geschlossenen Lidern an, aber keiner wusste so recht, was er jetzt sagen sollte.
Seit ihrer Flucht von Handor vor knapp zwei Wochen waren sie in diesem Schiff unterwegs, und es kam, wie es kommen musste: Die Enge hier ging ihnen irgendwann auf die Nerven und ein Wort gab das andere. Ihr Streit entzündete sich an einer Kleinigkeit und war genauso laut und heftig wie unnötig.
Tulsa brach als erster das Schweigen. „Ich hatte befürchtet, dass genau das passiert. Wir brauchen frische Luft und Bewegung.“ Er biss sich auf die Lippen. „Loran, wir dürfen uns nicht so streiten.“
In Loran brodelte es noch immer, aber er holte tief Luft und lenkte dann ein. „Du hast recht. Aber diese Enge hier geht mir auf die Nerven, und wenn ich daran denke, dass sie jetzt ein gutes Leben führt und wir …“ Wieder kroch blanke Wut in ihm hoch und er brach mitten im Satz ab.
Beruhigend legte Tulsa ihm die Hand auf die Schulter und sagte sanft: „Hör zu, wir werden uns was Neues aufbauen.“ Bei den nun folgenden Worten nahm seine Stimme allerdings einen harten, bösartigen Klang an. „Weißt du, das All ist manchmal kleiner als man denkt und sollte sich die Gelegenheit ergeben, werden wir sie erledigen.“
Schon wieder fast der Alte sah Loran seinen Freund an. „Oh ja, genau das werden wir tun! Aber jetzt werden wir uns erst einmal ein bisschen die Beine vertreten.“ Mit diesen Worten änderte er den Kurs und schon nach kurzer Zeit kam ein Planet in Sicht. Loran wies mit der Hand darauf. „Bitte sehr - frische Luft, ein annehmbares Klima und das Beste: keine Bewohner, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen!“
Bereits eine Stunde später landeten sie auf einer kleinen Lichtung und stiegen aus. Nachdem sie einen Moment innegehalten hatten, um tief durchzuatmen und die Sonne zu genießen, verließen sie den Landeplatz. Sie hatten die Bewegung wirklich dringend nötig. Die Beschaffenheit des Bodens wurde alsbald felsig und es dauerte auch gar nicht lange, bis sich ein kleiner Hügel vor ihnen erhob. Sie gingen am Fuß dieses Hügels weiter und stießen unverhofft auf den Eingang eines alten Bergwerks.
„He, das müssen wir uns ansehen.“ Tulsa näherte sich bereits dem Stolleneingang, aber Loran hielt ihn am Ärmel zurück.
„Warte, das kann gefährlich sein. Wer weiß, wie alt dieser Stollen ist. Oder möchtest du unter Geröll verschüttet werden?“
„Nein, das nicht. Aber ich bin nun mal neugierig und liebe es, mir solche alten Bergwerke anzusehen. Und warum sollte der Stollen ausgerechnet jetzt einstürzen?“
„Na schön, aber wir brauchen Licht.“ Loran sah zum Himmel hoch. „Außerdem wird es langsam dunkel. Lass uns zum Schiff zurückgehen und morgen kommen wir mit Lampen wieder hierher.“
Tulsa nickte nach kurzem Zögern zustimmend und die beiden kehrten zu ihrem Raumgleiter zurück.
Am nächsten Morgen machten sie sich nach dem Frühstück mit Lampen bewaffnet auf den Weg zu dem alten Bergwerk. Tulsa hatte aus der Werkzeugkiste auch einen kleinen Hammer mitgenommen, was Loran ein Grinsen und die Bemerkung: „Willst du jetzt etwa Bergbau betreiben?“ entlockte.
Beim Stolleneingang angekommen, gingen sie vorsichtig hinein. Es knirschte und knackte bedenklich in den alten Balken, die hier als Stützen verbaut worden waren. Immer tiefer und weiter in die Erde führte sie der Stollen. Allerdings merkten sie bald, dass die Luft ständig schlechter wurde. Irgendwann kamen sie dann gar nicht mehr weiter, weil Schutt und Geröll einer Einsturzstelle ihnen den Weg versperrten. Es führten zwar zahlreiche Abzweigungen weiter nach unten, aber sie wollten ihr Glück nicht allzu sehr herausfordern und unterließen es, in die tiefergelegenen Sohlen vorzudringen.
Überall an den Felswänden glitzerte es und Tulsa meinte: „Ob es sich lohnt, dieses Bergwerk wieder in Betrieb zu nehmen? Hier ist überall noch Erz. Wir sollten uns einen Experten holen, der das beurteilen kann.“
„Genau das Gleiche habe ich auch gerade gedacht. Und ich weiß auch schon wen. Auf Romdur gibt es eine Bergbauingenieurin, die ist ein Ass auf dem Gebiet.“
„Wenn sie so gut ist, wieso arbeitet sie dann nicht für eine große Bergbaugesellschaft, sondern treibt sich auf Romdur herum?“
„Sie war zu gierig und hat zu viel in ihre eigene Tasche gewirtschaftet. Keine Gesellschaft stellt sie mehr ein. Aber für uns ist sie genau die Richtige. Wenn sich das hier wirklich lohnt, beteiligen wir sie am Gewinn. Wir müssen ihr dann zwar immer noch scharf auf die Finger sehen, aber der Reiz des Klauens dürfte doch stark vermindert sein.“
Tulsa dachte kurz nach und sagte dann: „Okay, klingt vernünftig. Den Rest überlegen wir uns, wenn sie hier war und eine Analyse erstellt hat.“
Also machten sie sich wieder auf den Weg. Sie hatten ohnehin nach Romdur fliegen wollen, denn dort befand sich der Teil ihres Vermögens, den sie bereits vor langer Zeit heimlich beiseite geschafft hatten. Das war leicht, weil Loran aufgrund seiner damaligen Stellung niemals von den handorianischen Behörden belästigt worden war. Also konnte er das Geld, das sowohl er als auch Tulsa mit illegalen Geschäften machten, bequem von Handor nach Romdur schaffen. Dort interessierte es niemanden, woher die Gelder stammten, die jemand auf einer der ortsansässigen Banken deponierte. Auch über den Anleger selber wurden keine Fragen gestellt, sodass Loran ohne Schwierigkeiten immer wieder dort auftauchen und das ergaunerte Vermögen unter etlichen falschen Namen anlegen konnte.
Als sie jetzt auf Romdur ankamen, gingen sie zunächst zu besagter Bergbauingenieurin. Jolinda hörte sich den Bericht der beiden an und machte ein etwas skeptisches Gesicht.
„Schon möglich, dass da noch was zu holen ist. Allerdings stellt sich dann die Frage, warum das Bergwerk aufgegeben wurde.“
„Hör zu, wir wollen ja nur, dass du feststellst, ob sich eine Förderung lohnt. Sag uns einfach, was du brauchst!“
„Na schön, ist ja euer Geld, das da verschwendet wird. Ich brauche einige Geräte, um eventuelle Erzvorkommen aufzuspüren und festzustellen, wie groß die sind. Es gibt hier ein Unternehmen, das die Dinger verleiht.“
Während Loran zur Bank eilte, um Geld zu besorgen, gingen Tulsa und Jolinda zur Verleihfirma. Nachdem dort alle Formalitäten erledigt waren, konnten sie noch am gleichen Tag die Geräte verladen und wieder aufbrechen.
„Wohin fliegen wir eigentlich?“ Jolinda sah die beiden abwechselnd an.
Tulsa zuckte lediglich mit den Schultern. Nur Loran kannte den Namen des Planeten, sofern dieser überhaupt einen hatte.
„Nach Kindu, das ist der äußere Mond von Amal“, erklärte der auch prompt.
„Ja, habe davon gehört, war allerdings noch nie da.“ Jolinda schwieg einen Moment und rückte dann mit der Frage heraus, die ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte. „Wenn ihr recht habt und da ist noch was zu holen, werdet ihr mich brauchen. Also: Was ist für mich drin?“
Eigentlich hatten sie das erst nach dem Ergebnis der Untersuchungen mit ihr besprechen wollen, aber da sie jetzt schon mal fragte, rückte Loran damit heraus.
„Wir hatten da an eine Gewinnbeteiligung gedacht.“ Ein verächtliches Grinsen umspielte seine Lippen, als er hinzusetzte: „Schließlich haben wir kein Interesse daran, dass es uns so ergeht wie deinen früheren Arbeitgebern.“
Jolinda wollte ihn schon scharf zurechtweisen, überlegte es sich dann aber anders. Schließlich hatte sie ja wirklich ihre Arbeitgeber immer wieder betrogen.
„Und woher nehmt ihr die Gewissheit, dass ich euch nicht hintergehe? Schließlich habt ihr beiden keine Ahnung vom Bergbau.“
Loran und Tulsa sahen sich an. Mit einem kurzen Kopfnicken gab Loran Tulsa zu verstehen, dass er ihm die Antwort überließ.
„Es würde dir nicht sehr gut bekommen, uns zu hintergehen. Das haben schon andere versucht, die ihren Fehler jetzt nicht mehr bedauern können“, sagte Tulsa mit gefährlich leiser Stimme, die keinen Zweifel bei Jolinda aufkommen ließ, dass es besser war, diese beiden hier nicht zu unterschätzen.
Zudem jagte Tulsas Tonfall ihr einen Schauer über den Rücken, und sie beeilte sich, zu versichern: „Schon gut, ich habe ja auch nichts dergleichen vor.“
„Das ist auch erheblich gesünder für dich. Denn eines solltest du nicht vergessen: Mag sein, dass wir nichts vom Bergbau verstehen, aber vom Geldverdienen verstehen wir dafür umso mehr und wir behalten dich im Auge“, warnte Tulsa sie.
Damit war alles gesagt, was es in dieser Angelegenheit zu sagen gab. Den Rest des Fluges legten sie schweigend zurück.
Als sie auf Kindu ankamen, machte sich Jolinda sofort an die Arbeit. Zunächst sahen ihr die Männer bei der Arbeit zu, aber schon bald wurde ihnen das zu langweilig, und sie gingen zurück zum Schiff, um dort zu warten. Allerdings wurde ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt.
Doch endlich – Stunden später – erschien Jolinda und machte ein hochzufriedenes Gesicht.
„Ich weiß ja nicht, warum diese Mine aufgegeben wurde, aber es lohnt sich definitiv, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Hier kann man jede Menge Erz fördern. Und wenn ich sage jede Menge, dann meine ich, man kann damit die Moneten nur so scheffeln! Aber vielleicht wollen die Amalaner ja kein Geld verdienen“, mutmaßte sie breit grinsend. „Ich habe auch noch weitere Untersuchungen im Umkreis der Mine angestellt; deshalb hat es auch etwas länger gedauert. Dieser Mond hier ist eine wahre Fundgrube!“
„Ich kenne die Amalaner nicht“, ließ sich jetzt Tulsa vernehmen, „vielleicht wissen die ja nicht mal um diese Schätze hier! Aber das ist mir auch egal. Jetzt gehört dieser Mond uns und wir werden ihn ausbeuten. Stellt sich nur noch die Frage, wie wir das anstellen sollen!“
Loran hatte bisher geschwiegen. Er kannte Amal von einem früheren Besuch, der ihn als Mitglied einer handorianischen Regierungsdelegation einmal dorthin geführt hatte. Nur ganz selten tauchten Außenweltler da auf, der Planet war eigentlich für niemanden von Interesse. Loran wusste, dass die Amalaner ein friedliches Volk waren, das eine kleine Handelsflotte betrieb und rein gar nichts zu seiner Verteidigung aufzubieten hatte. Beim Gedanken daran schlich sich ein verächtliches, geringschätziges Grinsen auf sein Gesicht. Bisher war bei ihnen ja auch nichts zu holen gewesen. In ihm war ein Plan herangereift, den er den anderen beiden jetzt unterbreitete.